Strom aus der Schale

Eierschalen könnten in einigen Jahren zu Handyakkus werden.
Foto: Manuel Balzer, KIT, Si

Sonntagmorgen, 8 Uhr – nach einer anstrengenden Arbeitswoche köpft der Pfiffikus sein Frühstücksei und greift zur Zeitung. Da stößt er auf eine interessante Meldung: Zermahlene Eierschalen ­sollen künftig als Stromakku dienen.Ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gegründeten Helmholtz-Instituts Ulm (HIU) zählen, haben entdeckt, dass das im Ei enthaltene ­Calciumcarbonat (CaCO3) als Elektrode dienen kann.

Die elektrochemische Leistung sei vergleichbar mit klassischen Kohlenstoff-Elektroden. Künftig könnten in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie anfallende Eierschalen als Werkstoff für Lithium-Ionen-Kondensatoren herhalten.

Wenn das mal nicht die Lösung der Speicherproblematik ist, denkt sich der Pfiffikus. Eier sind doch massenhaft vorhanden. Die Deutschen verdrücken fast 19 Mrd. Hühnereier jährlich; Hochkonjunktur herrscht natürlich zum Osterfest. Das zurückbleibende Schalenmaterial landet meist in der Biotonne oder auf dem Kompost – welch Verschwendung!

Sollten die Ulmer Spezialisten Erfolg haben, wird die Energieversorgung bald kostengünstiger und umweltfreundlicher denn je – ohne dabei an Leistung einzubüßen. Dass man das nicht früher herausge­funden hat, denkt sich der Pfiffikus.

Bei Eiern denkt man nicht unbedingt an Hightech und Innovation, aber jetzt könnte der Biomüll die langersehnte Energiewende herbeiführen: Für Handyakkus müsste kein Graphit mehr aus Bergwerken gewonnen werden und auch Elektroautos könnten so für jedermann erschwinglich werden.

Aber ob die neuartigen Batterien dann ein Aus für das gemeine Osterei bedeuten? Und sogar das Frühstücksei zum Luxusgut wird? Der Pfiffikus sieht sein Frühstücksritual bedroht und konzentriert sich dann doch lieber auf die ursprünglichen Werte seines Eis.


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