Temperierte Straße

Extreme Temperaturen können im Winter Risse in der Fahrbahn oder an Sommertagen die Bildung von Spurrinnen verursachen. Warum also keine Flächenheizungen in die Straßen einbauen? – © Guido Rosemann, BASt

Am 22. September hat der Herbst offiziell begonnen und so sind Frost und Glätte nicht mehr fern. Gefährlich für so rasante Autofahrer wie unseren Pfiffikus: Aber warum baut man eigentlich nicht einfach Flächenheizungen in die Straßen ein, die könnten auch bei Hitze helfen?

Keine schlechte Idee, dachte sich die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt; www.bast.de). Auf dem Demonstrations-, Untersuchungs- und Referenzareal der BASt wurde daher eine Versuchsanlage für temperierte Straßen errichtet. Die Temperierung der Straße ist eine Möglichkeit, die Auswirkungen extremer Temperaturen auf exponierten Straßenabschnitten zu reduzieren. Solche Systeme können die Spanne der auftretenden Temperaturen begrenzen: Sie verhindern einerseits die Glättebildung und andererseits die übermäßige Aufheizung des Asphalts, die mit einer Minderung seiner Steifigkeit einherginge und seine Nutzungsdauer beeinträchtigen würde.

Extreme Temperaturen auf der Straßenoberfläche können im Winter zu Rissen in der Fahrbahn und zu Eisglätte führen sowie an heißen Sommertagen die Bildung von Spurrinnen verursachen. Hierdurch können folglich Schädigungen des Straßenaufbaus verursacht und die Verkehrssicherheit kann beeinträchtigt werden. Ein Konsortium aus dem Ingenieurbüro Durth Roos Consulting GmbH, dem Institut für Straßenwesen an der RWTH Aachen sowie dem Bauunternehmen Eurovia baute im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen im Sommer 2021 die Versuchsanlage für die Untersuchung der Straßentemperierung. Auf einer Länge von 55 m wurden fünf Testfelder und ein Referenzfeld gebaut.

Alle fünf Testfelder weisen unterschiedliche technische Umsetzungen einer Temperierung der Fahrbahn auf: Drei Testfelder werden mithilfe durchströmter Zwischenschichten temperiert, zwei mit Rohrleitungssystemen. Dabei werden sowohl unterschiedliche Schichtdicken als auch unterschiedliche Verlegemuster der Rohrleitungen getestet.

Eingebaute Temperatursensoren in den Versuchsfeldern ermöglichen die Messung der Wirkungen, Wärmebildkameras überwachen die Oberflächentemperatur. Die Steuerung der Anlage erlaubt eine getrennte Temperierung der Versuchsfelder und damit einen Vergleich der verschiedenen Temperiersysteme. Es ist geplant, die Anlage drei Jahre zu betreiben. Ein möglicher späterer Einsatz soll gerade an exponierten Abschnitten erfolgen – beispielsweise auf Strecken, die immer wieder von Blitzeis betroffen sind. Die Temperierung erfolgt dabei zumeist nur um wenige Kelvin und wird durch Energieversorgung aus umweltfreundlicher Erdwärme verwirklicht. Vielleicht wird das mal ein neues Geschäftsmodell für manchen SHK-Handwerker, denkt sich der Pfiffikus. Wer hätte sonst mehr Ahnung von der professionellen Installation und vom Betrieb solcher Anlagen.