Von wegen ewiges Eis

Die Eis-Stupa-Testanlage im Oberengadin könnte nicht nur das Abschmelzen des Morteratschgletschers aufhalten. – © Mayk Wendt, Si

Dieser Winter hatte es in sich. Schneechaos in Mitteldeutschland und Texas. Eisige Temperaturen in Zeiten des Lockdowns. Und die Skipisten waren gesperrt. Eine harte Zeit für viele.

Aber der Umwelt soll ja die Einschränkung des ­öffentlichen Lebens guttun: Weniger Verkehr und ausgefallene Flugreisen führen zu weniger Stickstoffbelastungen und Schadstoffemissionen. Die Effekte seien jedoch trügerisch, da kurzfristig, warnen Experten. Der Klimawandel schreitet weiter voran

Das weiß auch der Pfiffikus, der angesichts einer Zeitungsmeldung aufhorcht. Dr. sc. nat ETH Felix Keller, ­Glaziologe und Experte für Schnee und Permafrost, präsentiert ein neues Forschungsprojekt, das die Gletscherschmelze durch sogenanntes Gletscherwasserrecycling abbremsen soll: Die Schneiseil- und Eis-Stupa-Testanlage an der Talstation Diavolezza im Oberengadin könnte nicht nur das Abschmelzen des Morteratschgletschers um 50 Jahre verzögern, sondern auch weltweit die existenzbedrohende Wasserknappheit in Gebirgsregionen lindern.

Im Mittelpunkt der Anlage steht ein künstlich geschaffener Eiskegel, in dem Gletscherwasser gespeichert wird. Diese Eis-Stupas kommen ursprünglich aus ­Regionen des Himalayas und werden durch vertikales Einfrieren von Schmelzwasser auf einer Holzstruktur errichtet. Wird es wärmer, schmilzt das konservierte Wasser und kann zum Bewirtschaften von Feldern genutzt werden.

Beim schweizerischen Projekt bringt ein Schneiseil oberirdisch herabströmendes Schmelzwasser von höher gelegenen Reservoirs zur gewünschten Stelle, wo es beim Austreten durch fünf Düsen ­versprüht wird. Der dabei entstehende Kunstschnee überzieht den Gletscher und erhält ihn somit.

Was im Kampf gegen das große Tauen nicht alles unternommen wird, staunt der Pfiffikus.