Von wegen Flüsterasphalt

In Erftstadt hat kürzlich der erste Solarradweg der Welt eröffnet.
Fotos: Adobe Stock/mipan, Si

An Straßenbeläge werden heute hohe Anforderungen gestellt. Sie müssen nicht nur dem Verkehr und Witterungsverhältnissen strotzen, sondern auch für Verkehrssicherheit sorgen, formstabil sein, möglichst lange halten, Aquaplaning vermeiden und überdies Geräusche und Lichtreflexionen minimieren.Ein neuer Straßenbelag soll jetzt noch mehr Wünsche erfüllen: Er kann Strom spenden, Lärm schlucken, im Winter das Eis schmelzen lassen und sich im Dunkeln selbst beleuchten. Und als ob das noch nicht genug wäre: Durch Datennutzung soll der neue Wunderweg auch Ampelanlagen effizienter steuern und auf Dauer sogar Geld verdienen, durch seine bloße Existenz. Wenn das nicht mal die Zukunft des Straßenbaus ist, denkt sich der Pfiffikus und sucht auf der Landkarte die nordrhein-west­fälische Gemeinde Erftstadt, in der jüngst die erste Solarstraße eingeweiht wurde. Zwar ist die bisher nur für Radfahrer gedacht, aber laut Vision der ­Entwickler von Solmove kann ja noch werden, was noch nicht ist.
Der 90 Meter lange Radweg ist aus bierdeckelgroßen PV-Fliesen gepflastert. ­Ihre Kuppen sind mit Korund besetzt, ­einem Gestein, das in der Härteskala ­direkt hinter dem Diamanten liegt. Fortan radeln also die Erftstädter auf dem teuersten Radweg der Welt – denn zu den Kosten schweigen die Erfinder verschämt. Da kommt dem Pfiffikus eine Idee, wie man viel einfacher an günstigen und ökologisch sauberen Strom kommt. Wenn man die Erftstädter auf Räder mit einem Stromtrafo setzen ­würde, würden die ganz nebenbei mit ihrem Gestrampel Energie erzeugen.
Da braucht es gar keinen Solarradweg. Das Gleiche könnte man mit all denen machen, die sich mühselig auf Lauf­bändern, Steppern oder Rudergeräten im Fitnessstudio abplagen. Da hat die Schinderei endlich mal einen Sinn! Der Pfiffikus wittert die große Energiewende und ist überzeugt, dass nicht nur in ­Erftstadt gigantische Energiesummen schlummern.

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