Den Politikern nicht das Denken überlassen

Der Pfiffikus hat einen neuen Anwärter entdeckt auf den Spitzenplatz in der Liste der Dinge, die die Welt nicht braucht:
das www.innovationskraftwerk.de. Es handelt sich um eine Internetseite, die laut eigener Beschreibung sein will: „Die erste ganzheitliche Open-Innovation-Plattform im Netz, die neben Innovations- und Problemlösungsprozessen in der Wirtschaft auch wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Fragestellungen behandelt.“

Was klingt wie der Titel einer anspruchsvollen Doktorarbeit hat sich der Pfiffikus im Internet mal genauer angeschaut und ist dabei auf bemerkenswert unwichtige Fragen gestoßen: Laptop oder Lederhose, wie soll sich Deutschland zukünftig präsentieren? Was mache ich mit einem eckigen Glasrohr? Das klingt peinlich und einfallslos. Aber der Pfiffikus kann darüber noch nicht mal lachen, denn hinter der Online-Plattform steht die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, an der auch die Bundesregierung beteiligt ist. Ergo stecken im Innovationskraftwerk auch Steuergelder, was den Pfiffikus schon arg ärgert.

Das Geld ist im Internet gut angelegt, findet dagegen der rheinland-pfälzische Wirtschaftsstaatsekretär Ernst-Christoph Stolper: „Die Wettbewerbsfähigkeit und unser künftiger Lebensstandard hängen nämlich wesentlich davon ab, dass Wissen zeitnah, nachhaltig, ressourceneffizient, marktgerecht sowie beschäftigungswirksam in Innovationen, das heißt in neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen umgewandelt wird.“ Aha.
Sollten die Verantwortlichen aber mal den Wunsch verspüren, sich ernsthaft und real in Deutschlands Wirtschaft auf die Suche nach Innovationen zu begeben, so kann der Pfiffikus nur empfehlen, mal bei den SHK-Betrieben vor Ort vorbeizuschauen. Die halten zwar nicht unbedingt den Vergleich mit einem Kraftwerk stand, aber um im Sprachjargon zu bleiben: eine Ideen-Brennstoffzelle sind die SHK-Betriebe allemal. Dazu brauchen die Unternehmer keine Internet-Plattform zum Austausch und schon gar keine begleitenden akademischen Unwörter wie Problemlösungsprozess. Das Steuergeld hätte man also durchaus sinnvoller investieren können.

Den Pfiffikus bestätigt die ganze Prozedur mit der Internet-Plattform bloß wieder in der Annahme: Wir dürfen den Politikern nicht das Denken überlassen.

Nichts für ungut

Ihr
Pfiffikus

Ein Kommentar zu “Den Politikern nicht das Denken überlassen

  1. Sehr geehrtes Team des Si-Blogs,

    vielen Dank für Ihren Beitrag zu unserer neuen Open Innovation Plattform http://www.innovationskraftwerk.de.

    Richtigkeitshalber möchten wir Sie darauf hinweisen, dass die Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ für das Innovationskraftwerk keine öffentlichen Mittel einsetzt und die Projektfinanzierung auf einer privaten Basis erfolgt.

    Mehr zur Struktur und zu Aktivitäten der Standortinitiative können Sie unserer Homepage entnehmen: http://www.land-der-ideen.de

    Mit freundlichen Grüßen,
    Ruslan Polukhin
    Projekt „Innovationskraftwerk“
    Land der Ideen Management GmbH

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