Die Wiederbelebung der ­Ölbranche

Fotos: Si, Fotolia/Urheber: Calado
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Wenn der Pfiffikus im Moment in sein Auftragsbuch schaut, versteht er die Welt nicht mehr. Wo bis vor zwei Jahren Biomasseanlagen und vereinzelt Gas­heizungen standen, sieht er jetzt nur noch eines: neue Ölkessel. Natürlich bekommt der Kunde, was er wünscht. Und das muss hauptsächlich günstig sein. Preislich gesehen und kurzfristig gedacht ist es ja verständlich, dass wieder mehr Eigentümer auf Öl setzen. Kaum eine andere Technik bietet geringere Investi­tionskosten und der Ölpreis ist so niedrig wie seit über zehn Jahren nicht.

Aber können Sie, liebe Kollegen, mit ­gutem Gewissen eine Ölheizung ver­kaufen? Widerspricht das nicht dem Grundsatz, das Beste für den Kunden zu wollen. Denn an einen dauerhaft so niedrigen Ölpreis glauben wir doch nicht ernsthaft. Der Pfiffikus freut sich auch, wenn er gerade jetzt an die Tankstelle fährt oder wenn ein Flug günstiger ist als noch vor einem halben Jahr. Energieintensive Unternehmen jubeln über den günstigen Preis. Verbraucher haben im Endeffekt mehr Geld für andere Ausgaben übrig und kurbeln die Wirtschaft an.
Aber auch wenn im privaten Sektor die positiven Vorteile überwiegen, hat der Preissturz durchaus auch negative Folgen. Der Großteil des weltweiten Öls kommt aus einer politisch nicht gerade stabilen Region. Ob eine wirtschaftliche Abhängigkeit vom Nahen Osten sinnvoll ist, ist eine Frage, die sich der Pfiffikus durchaus stellt. Dazu kommt, dass die ölexportierenden Staaten von den Einnahmen abhängig sind. Es entstehen Löcher in den Staatshaushalten, Subventionen in den Energiesektor werden gekürzt, Staaten wie Venezuela erklären den Wirtschaftsnotstand. Selbst Russland ist mittlerweile angeschlagen.
Außerdem werden durch die niedrigen Preise notwendige Investitionen in der Öl- und Gasbranche ausgesetzt. Große Konzerne streichen Stellen. Allein dadurch nimmt die Produktionsmenge ab, so dass möglicherweise die Nach­frage nicht mehr gedeckt werden kann und es zu einem Preisschock kommt. Wenn dann im Nahen Osten zusätzlich doch wieder Förder-Obergrenzen beschlossen werden, zahlen die Verbraucher  wieder die Zeche.
Und was wird eigentlich aus den Klimaschutzzielen? Wer investiert denn noch in ökologisch sinnvolle Heizlösungen. Im letzten Jahr hat der Verkauf von Ölkesseln rapide zugenommen. Dagegen sind umweltfreundliche Lösungen auf der Strecke geblieben. Hier liegt die Aufgabe, liebe Kollegen. Der Kunde braucht auf lange Sicht das passende Heizsystem, das sowohl seinen Geldbeutel als auch die Umwelt schont. Nicht nur heute, sondern für die nächsten 20 Jahre – oder länger. Oder wird das SHK-Fachhandwerk zu Schraubern, die vom schnellen Kesseltausch ­leben? Sagen Sie mir Ihre Meinung dazu.
Der Pfiffikus ist dann mal weg – Heizöl für die Firma bestellen.

Ihr

Pfiffikus
(pfiffikus@at-fachverlag.de)

2 Kommentare zu “Die Wiederbelebung der ­Ölbranche

  1. Lieber Pfiffikus, liebe Kollegen, ein guter Gedankenanstoss! Wir bekommen auf unserer Webseite Kesselheld.de jeden Tag viele bundesweite Kundenanfragen zu neuen Heizungen. Wir sehen in der Tat, dass gegenüber den 10% der letzten Jahre (siehe BDH-Studien) die Quote der Anfragen nach Ölheizungen auf fast 15% gestiegen ist. Das ist doch ein erheblicher Sprung.
    Hier ist es unsere Aufgabe, ob bei Kesselheld oder beim lokalen Fachbetrieb, mit den Kunden ein offenes Gespräch über Ölpreise und Klimaeffekte zu führen um ihm die Informationen zu geben auf dessen Basis er/sie eine gute Entscheidung treffen kann. Ziel sollte es sein, weniger kurzfristige Entscheidungen zu treffen ala „Öl ist grad günstig“, sondern langfristige. Viele Kunden bei uns sind nämlich sehr empfänglich für diese Art der Beratung. Ist jedenfalls unsere Erfahrung.
    Viele Grüße aus Düsseldorf,
    Martin Teichmann

  2. Die totgesagten Ölheizkessel leben länger, weil wie in früheren Zeiten auch, viele Wärmepumpenanlagen von sogenannten Heizungsfachbetrieben falsch installiert
    werden. Oder noch schlimmer: Ein Hersteller gibt die Komponenten und die
    dazugehörige Hydraulik vor und es funktioniert trotzdem nicht!!
    So geschehen in unserer Region. Eine Heizungsfirma baut nach Vorgabe des
    Herstellers eine Grundwasserwärmepumpe in einer Arztpraxis ein. Die Anlage
    wird mit dem vorhandenen Ölheizkessel in bivalent-paralleler Betriebsweise
    angeschlossen. Die Anlage funktioniert nicht richtig u. es entsteht ein Recht-
    streit , der nach 4 Jahren damit endet, dass die Anlage von unserem Betrieb wieder umgebaut wird. Diesesmal wieder nach Herstellerangabe jedoch in
    bivalent-alternative Betriebsweise u. mit neuem Ölheizkessel des selben
    Herstellers wie die Wärmepumpe. Die Anlage läuft seit 2 Jahren wieder
    mit massiv auftretenden Hochdruckabschaltungen weil der Regler der WP nicht
    richtig komuniziert mit dem Regler des Ölheizkessels.
    Man muss sich vergegenwärtigen, dass ein namhafter Hersteller seine eigenen
    Produkte nicht in störungsfreien Betrieb bekommt !!
    Zwischenzeitlich sind ca. 60.000 EURO geflossen und es ist kein Ende abzusehen. Der Hersteller reagiert nach unzähligen Nachbesserungsversuchen
    nun überhaupt nicht mehr.
    Wenn Sie die Sache interessiert, können Sie mich ja kontaktieren.
    Die Sache hat Sprengstoff.
    Freundliche Grüße

    Ernst Bank

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