Maschine denkt, Maschine lenkt

Schöne neue Welt: Wenn Maschinen miteinander ­reden, bleibt deren Besitzer ­mitunter außen vor. Smart Home nennt man das, intelligentes Haus. Fotos: Fotolia – TASPP, Fotolia – mariesacha, Fotolia – Can Yesil
Schöne neue Welt: Wenn Maschinen miteinander ­reden, bleibt deren Besitzer ­mitunter außen vor. Smart Home nennt man das, intelligentes Haus.
Fotos: Fotolia – TASPP, Fotolia – mariesacha, Fotolia – Can Yesil

Hut ab, VW. Was habt ihr euch schwer getan in den USA mit euren Autos. Ihr seid halt nicht BMW und Mercedes, Audi und Porsche. Sondern Golf und Jetta. Klingt nicht sexy. Ist es auch nicht. Hinzu kommt: Kein Ami kauft das langweilige Auto eines Staatskonzerns, ein Gutfahrzeug mit wenig Abgasen. Was aber, wenn es eine dunkle Seite ­gäbe, eine Seite, von der niemand etwas ahnt? Rußpartikel etwa oder Stickoxide? War nicht euer Spot in den USA ein Renner, in dem ein kleiner Junge im Darth Vader Kostüm versucht, allen möglichen Dingen seine Macht aufzuzwingen und ihm dies schließlich beim VW-Passat ­gelingt? Ganz Amerika lachte. Tatsächlich hatte ihm sein Vater einen Streich gespielt. Der hatte das Auto von der ­Küche aus mit einem „UikUik“ verriegelt. Völlig perplex schaut der Junge auf seine magischen Hände.
Genauso verhält es sich mit Dieselgate. Ihr habt den Amis einen Streich gespielt. „Ällebätsch, wir sind gar nicht so sauber, wie wir immer getan haben.“ „Hurray“ rufen die nun und rennen den Autohändlern die Bude ein. Endlich ein ehrliches Auto, dreckig, schmutzig, verlogen. Hey, ihr Entwickler intelligenter Software und Maschinen. Es ist doch so: Es schwindelt, trickst und betrügt nicht mehr der Mensch, sondern die Maschine. Ich traue schon lange keinem Gerät mehr über den Weg, das man an die Steck­dose hängt oder das über einen Chip verfügt. Bestes Beispiel ist mein Wasserkocher. Wünsche ich mir zum Frühstück weiche Eier, verzögert er das „Fertig“-
Piepsen so lange, bis sie garantiert hart sind. Auf „Spiegelei“ reagiert er überhaupt nicht. Betrügerische Absichten unterstelle ich auch meiner Badezimmer-Waage. Sie übervorteilt mich und zeigt immer ein paar Kilo zuviel an. Nur: Beweisen kann ich`s nicht.
Wenn Maschinen denken und miteinander reden, dann können sie natürlich auch schwindeln. In meinem vernetzten, also intelligenten, smarten Haus, bestellt etwa der Kühlschrank in meinem Auftrag bei Rewe ein Erasco-Schlemmermenü aus der Dose, zwei Tüten Chips und drei Kästen Weißbier. Rewe erkundigt sich daraufhin bei meiner Waage, ob das mit dem Weißbier kalorientechnisch in Ordnung gehe. Die sagt natürlich nein und ordert stattdessen Quark, Möhren und Kombucha. Gleichzeitig trägt sie dem Fernseher auf, Rosamunde Pilchers „Gezeiten der Liebe“ aufzunehmen statt „The Avengers“.
Der Backofen, in dem ich eine Tiefkühlpizza aufbacken möchte, sagt ebenfalls nein. Erstens hat auch er sich bei der Waage erkundigt und zweitens bräuchte Familie Meier von nebenan den Strom grad dringender als ich.
Also erstmal unter die Dusche. Doch die fällt eiskalt aus, weil die Heizungszentrale vergessen hat, den Warmwasserbedarfsantrag zu bearbeiten. Maschinendemenz nennt man das wohl.
Ermattet setze ich mich aufs Sofa, stecke die Möhre erst in den Quark, dann in den Kombucha und denke: VW – eure Probleme möchte ich haben.

Nichts für ungut

Ihr Pfiffikus
Pfiffikus (pfiffikus@at-fachverlag.de)

2 Kommentare zu “Maschine denkt, Maschine lenkt

  1. Hallo Pfiffikus,
    ja wirklich super lustig dein Artikel. Wobei wie lange glaubst du wird das noch Fantasie sein. Gut heute verbieten unsere Frauen uns das Weißbier und schicken uns zum duschen. Aber in 5 – 10 Jahren hat unsere Waage vielleicht wirklich mehr daheim zu sagen als wir Männer….

    Ich schmeisse meine schon mal raus…

    VG, Daniel

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